4.1.5 Biblische Hinweise und Berichte über Erdbeben und Vulkantätigkeit

In Nahum 1, 5+6 lesen wir diesbezüglich:

”Die Berge erzittern vor ihm, und die Hügel zergehen; das Erdreich bebt vor ihm, der Erdkreis und alle, die darauf wohnen. Wer kann vor seinem Zorn bestehen, und wer kann vor seinem Grimm bleiben? Sein Zorn brennt wie Feuer, und die Felsen zerspringen vor ihm.”

Es ist offensichtlich, daß der Prophet in dieser Schilderung ganz sicher solche Erdbeben und Vulkangeschehen im Auge hat. Könnte dies nicht ein Hinweis darauf sein, daß er selbst in Zeiten gelebt hat, wo solche Ereignisse gang und gebe waren? Bemerkenswert ist, daß diese Beschreibung über den Zorn Gottes, der Berge zum Erzittern, Felsen zum Zerbersten und Brennen bringt, ganz den Beschreibungen gleicht, die z.B. Velikovsky in buddhistischen, indianischen u.a. Überlieferungen gefunden hat.

Der Prophet Habakuk beschreibt ebenfalls ein katastrophales Naturgeschehen, das sehr mit Auswirkungen von starken Erdbeben- und Vulkantätigkeit mit darauffolgenden Überschwemmungen in Verbindung gebracht werden könnte. In Hab. 3, 5-9 lesen wir:

”Er stand auf und ließ erbeben die Erde; er schaute und ließ erzittern die Heiden. Zerschmettert wurden die uralten Berge, bücken mußten sich die uralten Hügel, als er wie vor alters einherzog. Ich sah die Hütten Kuschan in Not und die Zelte der Midianiter betrübt. Warst du zornig, Herr, auf die Flut? Entbrannte dein Grimm wider die Wasser und dein Zorn wider das Meer, als du auf den Rossen rittest und deine Wagen den Sieg behielten?”

In den weiteren Versen werden Beschreibungen gegeben, die auf eine Zerteilung des Landes hinweisen, durch das dann Ströme fließen. Auch die Sonne wird beschrieben, als würde sich nicht aufgegangen sein, d.h. daß sie vielleicht vor Rauch und Staub der Vulkane nicht sichtbar war. Auch das Stillstehen des Mondes wird angesprochen. Generell wird hier eine große Verwüstung des Landes und auch der Völker offensichtlich durch verheerende Naturkatastrophen beschrieben.

”Du spaltetest das Land, daß Ströme flossen, die Berge sahen dich, und ihnen ward bange. Der Wasserstrom fuhr dahin, die Tiefe ließ sich hören. Ihren Aufgang vergaß die Sonne und der Mond stand still... Beim Glänzen deiner Pfeile (wohl Blitze gemeint) verblassen sie, beim Leuchten deines blitzenden Speeres. Du zertratest das Land im Zorn und zerdroschest die Heiden im Grimm...” (Hab. 3, 9-12)

Es ist nicht klar ersichtlich, auf welche konkreten Ereignisse in der Geschichte der damaligen Zeit sich Habakuk bezieht. Da es aber ein Psalm ist, dürfte er hier verschiedene Ereignisse aus vergangenen Zeiten im Auge haben, von denen er Bescheid gewußt haben mußte. Es könnte daher eine Art Zusammenfassung vom Gerichtshandeln Gottes in vergangenen Zeiten gewesen sein.

Es ist eine typische Art der biblischen Propheten, große Naturkatastrophen mit dem Zürnen Gottes in Verbindung zu bringen. Eine solche Sprache ist für uns heute fremd. Wir würden uns im Zeitalter des christlichen Humanismus, wo Gott ja nichts Böses tun kann, vielleicht sogar fürchten, irgendwelche Erdbeben- Vulkan- oder Wasserkatastrophen als ein göttliches Gericht zu deklarieren. Doch dies würde bedeuten, daß alle Katastrophen, die im Alten Testament als Gottesgerichte beschrieben sind, es damals auch wirklich waren, doch daß es heute so etwas nicht mehr gibt. Hier frage ich mich, wie ein Habakuk, der damals auf diese Weise eine Naturkatastrophe beschrieben hat, es heute tun würde, wenn er ähnliche Katastrophen in unserer Zeit erleben würde. Er würde sich sicher nicht scheuen, sie als Zorn Gottes zu beschreiben, auch wenn nicht immer nur gottlose Menschen umkommen.

Wie E.G.White als Prophetin des 19 Jahrhunderts diesbezüglich über Katastrophen schreibt, werden wir übrigens etwas später sehen. In Psalm 144, 3-5 lesen wir:

”Feuer geht vor ihm her und verzehrt ringsum seine Feinde. Seine Blitze erleuchten den Erdkreis, das Erdreich sieht es und erschrickt. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrscher der ganzen Erde.”

Es ist offensichtlich, daß auch dieser Psalmschreiber Vulkantätigkeit vor Augen hatte, die er sicherlich nicht nur aus Dichtungen kannte, sondern zu seiner Zeit erlebt haben mußte. Offensichtlich erlebte er auch, wie Menschen bei solchen Geschehnissen umgekommen sind, wenn er von den Feinden spricht, die ringsum verzehrt wurden.

Propheten haben immer das, was Gott ihnen auch über die Zukunft zeigte, mit Bildern beschrieben, die sie aus ihrer Umgebung kannten. Wir sollten auch berücksichtigen, daß für die biblischen Schreiber jede Naturkatastrophe letztlich ein Gottesgericht war.

In 2. Samuel lesen wir einen sehr bemerkenswerten Psalm, den David verfaßte. In diesem Psalm entdecken wir ebenfalls einen deutlichen Hinweis, von dem was David wohl über die Auswirkungen und Begleiterscheinungen von Erdbeben und Vulkanausbrüchen in seiner Zeit gewußt und beobachtet haben mußte:

”Die Erde bebte und wankte, die Grundfesten des Himmels bewegten sich und bebten, da er zornig war. Rauch stieg auf von seiner Nase und verzehrendes Feuer aus seinem Munde, Flammen sprühten vor ihm aus. Er neigte den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen. Und er fuhr auf dem Cherub und flog daher, und er schwebte auf den Fittichen des Windes. Er machte Finsternis ringsum zu seinem Zelt und schwarze dicke Wolken. Aus dem Glanz vor ihm brach hervor flammendes Feuer. Der Herr donnerte vom Himnmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen- Er schoß seine Pfeile und streute sie aus, er sandte Blitze und jagte sie dahin. Da sah man das Bett des Meeres, und des Erdboden Grund ward aufgedeckt bei dem Schelten des Herrn, vor dem Odem und Schnauben seines Zornes.”

Diese Beschreibung enthält alles, was gewaltige Vulkanausbrüche mit sich bringen. Bebende und schwankende Erde, Feuer und Rauch, Verfinsterung der Atmosphäre, gewaltigen Wind, sowie fürchterliches Krachen, Donnern und Blitzen und Aufspaltung des Erd- und Meeresbodens. Kein Wissenschaftler unserer Zeit könnte es besser beschreiben. So kann es aber auch nur jemand beschreiben, der Augenzeuge solcher Geschehnisse war, oder sie

von Augenzeugen berichtet bekam.

Ist das nicht alles Beweis genug, daß in biblischer Frühzeit - David lebt um etwa 1000v.Chr. - solche gewaltigen Katastrophen entweder vom Schreiber selbst miterlebt wurden, oder ihm aus Überlieferungen bekannt waren?

So ist es auch kein Zufall, daß gerade zur Zeit Davids von einem solchen Erdbeben in 1. Samuel 14, 15 buchstäblich berichtet wird:

”Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem Felde, und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifende Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken!”

Auch Amos 1,1 und Sacharia 14, 5 sprechen von einem besonderen Erdbeben, welches zur Zeit des Königs Usias um etwa 750 v.Chr. in Israel stattfand. Amos 9, 5 sagt uns:

”Denn Gott, der Herr Zebaoth, ist es der die Erde anrührt, daß sie bebt und alle ihre Bewohner trauern müssen, und daß sie sich hebt, wie Wasser des Nils und sich senkt wie der Strom Ägyptens.”

Ist es nicht eigenartig, welche Ursache der Prophet für ein Geschehen angibt, von dem wir heute genau wissen, daß es doch nicht Gott buchstäblich ist, der die Erde erbeben läßt, sie hochhebt oder senkt, sondern daß es die natürlichen Prozesse sind, die wir von Erdbeben- und Vulkantätigkeit her kennen. Doch wenn der Prophet dies doch als Gottes Gerichtshandeln beschreibt, so deshalb, weil Gott auch den Zeitpunkt für solche Geschehen bestimmen kann, und weil er damit die natürlichen Folgen der Sünde über die Menschen kommen läßt. Diese Folgen dürfen wir eben nicht nur im Leben der Menschen sehen, sondern auch im Geschehen der Natur, die schon vor der Sintflut vom Menschen so verändert worden ist, daß wir heute und auch in der Zukunft noch immer mehr darunter zu leiden haben werden.