4.1.6 Der ”Gottesschrecken” - ein biblischer Begriff für Katastrophen

Im Alten Testament begegnen wir des öfteren dem Begriff ”Gottesschrecken”. Er kommt meistens in Zusammenhängen vor, wo Israel in Gefahr stand, von Feinden bedroht oder vernichtet zu werden. Bei solchen Gelegenheiten wird oft nur ganz unscheinbar berichtet, wie Gott diese Feinde plötzlich ”erschreckte”. In den meisten Fällen wird man diesem Hinweis kaum eine besondere Bedeutung zumessen und einfach darüber hinweglesen. Doch im Zuge der Überlegungen zu diesem Thema über Hinweise von besonderen Naturkatastrophen ist mir bewußt worden, daß hinter dieser Information doch etwa mehr stecken muß.

Das erste Mal, wo uns dieser Begriff begegnet ist im Zusammenhang mit der Geschichte, wo Gott eines Tages Jakob auffordert, nach Bethel zu ziehen, um dort dem Herrn einen Altar zu bauen. Jakob bereitet sein ganzes Haus für diese besondere Anbetung und zieht von Sichem 40-50 km südlich nach Bethel. Alle Hausgenossen von Jakob entledigen sich ihrer Götzen, die sie sich inzwischen angeeignet haben und erleben dadurch eine besondere

Erneuerung und Hingabe an Gott. (1.Mose 35, 2-4) Als Folge davon erscheint Gott dem Jakob ein zweites Mal an diesem Ort, wo er über 20 Jahre vorher sein Erlebnis mit der Himmelsleiter hatte. (1.Mose 35,9).

Nun wird uns aber in 1. Mose 35, 5 so ganz nebenbei berichtet was in der Gegend um Sichem geschah, als Jakob mit seiner ganzen Familie und seinem Gesinde von zu Hause Richtung Bethel aufbrach:

”Und es kam ein Gottesschrecken über die Städte, die um sie her lagen, so daß sie den Söhnen Jakob nicht nachjagten.”

Hier stellte ich mir zwei Fragen: Erstens, wer jagte hier den Söhnen Jakob nicht nach? Und zweitens: Was ist mit diesem ”Gottesschrecken” gemeint. Offensichtlich wollten hier irgendwelche Leute dem Jakob nachjagen, wurden aber scheinbar durch diesen Gottesschrecken daran gehindert.

Die Antwort finden wir, wenn wir die Geschichte in 1. Mose 34 lesen. Zwei der Söhne Jakobs hatten sich auf eine abscheuliche Weise an den Männern von Sichem für eine Schandtat an ihrer Schwester gerächt. (1. Mose 34, 25-26) Mit dieser Rache brachten sie sich und die ganze Sippe des Jakob in Lebensgefahr. Jakob selbst fürchtete sich sehr vor einer Gegenrache. (1. Mose 34, 30) Sicherlich hat er als gläubiger Mann in dieser Situation zu Gott um Hilfe gerufen. Und es ist, als wäre der Ruf Gottes an Jakob, sich aufzumachen und nach Bethel zu ziehen, die göttliche Antwort auf sein Gebet. Im nachhinein betrachtet, hatte Gott vor, die Bewohner von Sichem auf seine eigene Art, für das Vergehen und ihre Gottlosigkeit zu bestrafen und Jakob und seine Familie gleichzeitig von ihren Verfolgern zu befreien. Er tat dies, indem er einen ”Gottesschrecken” über die ganze Gegend kommen ließ.

Es wird im Zusammenhang mit dieser Geschichte nicht gesagt, was damit konkret gemeint ist. Persönlich kam ich aber auf Grund anderer Textzusammenhänge, daß damit eine Art Naturkatastrophe gewesen sein konnte.

Ein Text in dem dieser Zusammenhang sehr deutlich hervorkommt ist 1. Samuel 14, 15. Dort lesen wir:

”Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem Felde, und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifende Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken.”

Hier können wir erkennen, daß mit dem ”Gottesschrecken” letztlich ein Erdbeben gemeint war. Ein anderer, sehr deutlicher Hinweis mit ähnlicher Bedeutung findet sich in Richter 4, 15. Es geht bei dieser Geschichte wiederum um einen feindlichen Angriff eines kanaanitischen Königs namens Sisera, gegen Israel zur Zeit des Richters Barak und der Prophetin Deborah. Sisera sammelte seine Armeen am Bach Kison, während die Israeliten sich auf

dem Berg Tabor bereit machten. (Richter 4,10-14) Dann lesen wir: ”Und der Herr erschreckte den Sisera samt allen seinen Wagen und dem ganzen Heer...”

Wodurch er sie konkret erschreckte, erfahren wir aus dem ”Siegeslied der Deborah” in Richter 5,4-5: ”Herr, als du von Seir auszogst und einhergingst vom Gefilde Edoms, da erzitterte die Erde, der Himmel troff, und die Wolken troffen von Wasser. Die Berge wankten vor dem Herrn...”

Hier sieht es ebenfalls so aus, als wäre dieser ”Gottesschrecken” ebenfalls ein großes Erdbeben und dazu noch ein gewaltiger Regen gewesen. Doch in den Versen 20-21 schildert Deborah in ihrem Lied diesen ”Gottesschrecken” noch etwas erweiterter: ”Vom Himmel her kämpften die Sterne, von ihren Bahnen stritten sie wider Sisera. Der Bach Kison riß sie hinweg, der uralte Bach, der Bach Kison....”

Wenn wir nun beide Aussagen zusammen sehen, dann gab es tatsächlich eine plötzliche Flut, an dem kleinen Bach Kison, der die feindliche Armee hinwegriß. Doch was bedeutet es, wenn auch Sterne gegen sie gekämpft haben? Sollten wir das im Sinne von Astrologie sehen, daß eben die Sterne nicht richtig für sie standen? Kein bibelgläubiger Christ wird so etwas herauslesen wollen. Wenn es aber nicht in diesem verkehrten Sinne zu sehen

ist, dann kann es nur bedeuten, daß hier eventuell kleine Meteoriten (Steine) vom Himmel fielen! Das wäre jedenfalls nicht das einzige Mal, wo tatsächlich ”Steine” vom Himmel auf Feinde Israels fielen. Auch in Josua 10, 10-11 erschreckte Gott die Amoriter indem er unter anderem ebenfalls ”große Steine” vom Himmel fallen ließ. Waren das ebenfalls ”Meteoriten”? Darüber etwas später.

Es gäbe noch manche anderen Stellen über ”Gottesschrecken” im Alten Testament, wo wir ähnliche Hintergründe vermuten müßten, auch wenn es nicht immer ausdrücklich so beschrieben wird. Eines zeigen uns aber diese Texte schon sehr deutlich, daß wir hinter diesem Begriff ”Gottesschrecken” ebenfalls außergewöhnliche Naturkatastrophen sehen müßten, die Gott dazu gebraucht, sein Gericht über gottlose Völker und Feinde des Volkes Gottes zu bringen. E.G. White spricht in folgender Aussage von dem Schrecken, den die Menschen erlebten, die solche Naturkatastrophen in biblischer Zeit erlebten:

”Jene, die solche brennenden Berge gesehen haben, erstarrten vor Schreck vor der Gewaltigkeit solcher Szenen, wo Feuer und Flammen und schmelzendes Erz herausgeworfen wurden, wo er Flüsse austrocknen und verschwinden ließ.” (Spiritual Gifts III+IV)

Wir haben nun eine ganze Reihe von biblischen Hinweisen über Erdbeben- und Vulkankatastrophen gefunden und betrachtet. Wie sieht es aber nun mit Hinweisen auf Kälteperioden und Eiszeiten in der Bibel aus?