3.14.6 Angebliche Beweise von Entstehungen neuer Sprachen

Um auf die Tatsache der Entwicklungsmöglichkeit von einer Sprache in eine andere aufmerksam zu machen, nimmt man manchmal Beispiele von gewissen Entwicklungen innerhalb einer gesprochenen Sprache. So weißt man z.B. auf die Entwicklung innerhalb unserer deutschen Sprache hin und weist auf Unterschiede zwischen dem Deutsch zur Zeit Luthers vor etwa 400-500 Jahren und unserem heutigen Deutsch hin. Aber bei genauerer Betrachtung kann man hier keine konkreten Beweise einer Entwicklung in eine andere Sprache finden. Wir stellen lediglich fest, daß neben einigen Worten, die sich etwas verändert haben, manche Begriffe und Worte heute gar nicht mehr verwendet werden, aber dafür andere Worte zum Teil aus anderen Sprachen übernommen wurden (Friseur, Toilette, Restaurant, etc.). Auch kann man in unserer deutschen Sprache viele Worte entdecken, die lediglich durch Kombinationen von unterschiedlichen Wörtern entstanden sind.

Als Beispiel sei hier das Wort ”Donau-dampf-schiff-fahrts-gesellschaft” erwähnt. Dieses Wort gab es zur Zeit Luthers nachweislich noch nicht. Von einer neuen Sprache aber, bzw. von einem neuen grammatikalischen Aufbau der Sprache kann in diesen 4-500 Jahren überhaupt keine Rede sein. Ich denke, daß es auch in 5000 Jahren durch solch innere Sprachentwicklungen zu keiner ganz neuen Sprache kommen würde. Wir müssen dabei bedenken, wie kompliziert jede Sprache in sich selbst ist. Hier bräuchte es hohe Intelligenz, um so etwas hervorzubringen. Wie sollte es dem gegenüber der einfache Zufall in der Völkerentwicklung hervorgebracht haben? Bedenken wir doch, welch komplizierte, grammatikalischen Formen und Gesetze in jeder primitiven Sprache” existieren! Sprachforscher haben festgestellt, daß gerade oft die Sprachen, die wir als primitiv bezeichnen, viel komplizierter in ihrem grammatikalischen Aufbau sind, als solche, die wir als moderne Sprachen bezeichnen. Ich rede hier natürlich nicht von Dialekten. Doch ebenfalls von einem Dialekt zu einer neuen Sprache mit ganz neuen Wörtern und einer ganz neuen grammatikalischen Ordnung zu gelangen, auch da wäre noch ein unendlicher Weg zu bewältigen, den der Zufall niemals hervorbringen könnte. Jedenfalls fehlt bisher jeder Beweis dafür.

Wir stehen daher bezüglich der These einer langsamen Entwicklung der Sprachen vor einem ganz ähnlichen Problem, wie vor dem der Evolutionstheorie ganz allgemein. So wie es keine nachweislichen Hinweise einer Entwicklung von einer Grundart eines Tieres in viele andere, ganz neue Arten gibt, jedoch innerhalb einer Art sich viele Variationen bilden können, so verhält es sich auch mit der Sprachentwicklung. Es können lediglich unterschiedlichste Dialekte entstehen, aber keine vollkommen neue Sprachen.

Nähere Informationen über dieses Thema kann man aus dem Buch ”Der Mensch ein sprechender Affe” von Roger Liebi entnehmen.73 Ich möchte aber dazu bemerken, daß ich bei manchen seiner Erklärungen über gewisse Sprachentwicklungen nicht ganz einverstanden bin. Ich kann mir z.B. bei tieferem Nachdenken nicht vorstellen, daß sich unsere deutsche Sprache tatsächlich aus einer germanischen Stammsprache entwickelt haben sollte.

Dazu fehlen mir die stichhaltigen historischen Beweise, die auch Roger Liebi in seinem Buch schuldig bleibt. Ich fordere daher Sprachforscher heraus, konkrete Beweise, sollte es sie wirklich geben, zu bringen. Bis dahin halte ich mich an den Bericht der Bibel über die Entstehung aller Sprachen.

Sollte sich zum Beispiel die deutsche Sprache wirklich aus einer indogermanischen Sprache oder das Französisch aus der lateinischen Sprache entwickelt haben, dann müßte man doch Spuren und Beweise für diese langsamen Übergänge finden können. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen, daß zur Zeit Roms die französische, italienische, spanische und andere lateinische Sprachen noch nicht existierten, sondern nur das Latein, und daß sich dann innerhalb einiger Jahrhunderte plötzlich all diese Sprachen aus dem Latein entwickelten, während aber das Latein doch noch als Sprache nebenher bestehen blieb. Wenn dem wirklich so wäre, dann wäre ich sehr interessiert die Spuren dieser Übergänge zu finden. Da sich das ganze in einer sehr überschaubaren und schon recht schriftlich erfaßbaren Zeit abgespielt hat, müßte es doch genügend Schriftstücke geben, an denen man diese langsamen Übergänge vom Latein ins Französisch oder Italienisch beobachten könnte.

Was mir aber bisher bekannt ist, ist die Tatsache, daß jede Sprache, dort wo sie zum ersten Mal erscheint, bereits in seiner vollendeten Grammatik und mit einem ganz präzisen Vokabularium vorgefunden wird. Ob dies ältere oder sogenannte neuere bzw. modernere Sprachen betrifft, spielt dabei keine Rolle.

Wir entdecken hier dasselbe Prinzip, wie in der Natur, wo man ebenfalls keine Übergangsformen in der Evolution der Tiere finden kann. Überall wo gewisse Tiere auftreten, sind sie bereits vollständig in ihrer Art vorhanden.

Könnte es daher nicht so gewesen sein, daß die Völker, welche das Latein sprachen, immer mehr verschwanden und von Völkern, die die anderen Sprachen zu sprechen pflegten und bis dahin noch nicht so historisch nachgewiesen waren und vielleicht auch noch nicht so viel schriftliches Material in ihrer Kultur hatten, aufgesogen wurden? Das wäre rein historisch gesehen, durch die Völkerwanderung, die über das ehemalige römische Reich hereinbrach, sicherlich gut erklärbar. Haben diese Völker das römische Reich nicht nur geographisch erobert und ihm ihre politische Macht genommen, sondern es auch mit ihren Sprachen und mit ihrer Kultur erobert? Es wäre doch leicht nachvollziehbar, daß die germanischen Völker den ehemaligen Völkern im römischen Reich ihre Sprache mit der Zeit aufstülpten, und so das Latein immer mehr verloren ging.