2.1.2 Evolution in der Katholischen Kirche

2.1.2 Evolution und Schöpfung aus der Sicht des 2. Vatikanischen Konzils

Nachfolgend gebe ich einige Texte wieder, die den Standpunkt der Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil zum Thema Schöpfung und Evolution widerspiegeln:

”Die Kirche hat heute die biblische Forschung freigegeben, d.h. wenn wissenschaftlich einwandfrei festgestellt wird, daß ein Buch, z.B. das Buch Jonas oder Job, nicht eine historische Erzählung sein will, sondern eine allegorische Einkleidung einer bestimmten Wahrheit, dann ist es den Gläubigen freigestellt, sich dieser modernen Schrifterklärung anzuschließen. Es ist auch bereits viel in dieser Richtung von den Fachleuten geleistet worden, aber diese Arbeit ist schwer und verantwortungsvoll. Etliche Beispiele mögen uns das klarmachen...”

”Früher hat man sich vorgestellt, daß Gott tatsächlich die Welt in sechs Tagen erschaffen, daß er den Leib des Adam aus Lehm geformt und ihm dann die Seele eingeblasen hat, daß er die Eva aus der Rippe des Mannes nahm usw. Heute sagen wir, daß das nicht der Sinn dieser Berichte gewesen sein kann, weil die gesicherten Ergebnisse der Naturwissenschaft etwas anderes lehren.

Die Welt ist nicht in sechs Tagen erschaffen, sondern in Millionen von Jahren; in ungeheuren Zeiträumen hat sie sich zu dem entwickelt, was sie heute ist. Wir können heute nicht mehr leugnen, daß sich der Leib des Menschen aus dem tierischen Organismus entwickelt hat. Freilich behaupten wir, daß die Seele des Menschen von Gott erschaffen worden ist. Das ist aber kein Widerspruch zur biblischen Wahrheit, die ja nur sagen will, daß Gott die Welt und den Menschen erschaffen hat. Über die Zeit will sie nichts sagen.

Wir nehmen heute an, daß der erste Mensch etwa vor sechshunderttausend Jahren aufgetreten ist. Wir wissen nicht, wie er ausgeschaut hat. Die Ursprünge des Menschen sind für uns in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt. Es genügt aber, zu wissen, daß wir Kinder der liebenden Sorge

Gottes sind. Gewiß gibt es noch große Probleme, die wir kaum beantworten können. So berührt uns etwa die Frage, ob am Anfang ein einziges Menschenpaar war oder ob der Übergang vom Tierreich zum Menschen in mehreren Menschenpaaren oder einem ganzen Stamm erfolgt ist.

Halten wir daneben, was die moderne Naturwissenschaft über die Entstehung der Welt sagt ! Sie nimmt ein einziges energiegeladenes Uratom an, aus dem sich alles entwickelt hat, aber wir fügen hinzu, dieses Uratom stammt von Gott und Gott hat ihm die Fähigkeit, sich zu entfalten, gegeben.

Es ist also nicht notwendig, daß Gott immer neu eingreift, sondern es genügt, wenn er am Anfang stand und den Anstoß gab.”(’’Das Konzil und Du’’ Was jeder Katholik vom neuen Weg der Kirche wissen sollte. Franz Jantsch, S.124-125 Universal Verlag Graz-Wien: München 1966 Mit Druckerlaubnis des Erzbischöflichen Ordinariates Wien vom März 1966, Zahl 1295/66)

In diesen Aussagen wird uns ganz deutlich vor Augen gehalten, wie eine atheistische Idee, die Gott vollkommen leugnet, mit der christlichen Schöpfungslehre vermischt wurde. Jeder ernste Christ müßte aber hier in Alarm versetzt sein. Denn es könnte doch sein, daß durch eine Vermischung von göttlicher Wahrheit und menschlichen Ideen nicht unbedingt eine größere Wahrheit herauskommt. Die Befürchtung einer Vermischung zwischen Wahrheit und Irrtum ist doch in solch einem Versuch sicher gegeben. Um es mit einem praktischen Beispiel zu sagen: Wenn ich reines Wasser mit schmutzigem vermische, wird alles Wasser schmutzig! So kann auch Irrtum mit Wahrheit vermischt, nicht zu mehr Wahrheit führen.