Gleich am Anfang soll eine Grundanmerkung zur Struktur der Offenbarung gemacht werden, die uns hilft, die Offenbarung richtig auslegen zu können.
Die Offenbarung besteht nur aus seiner Vision
Im Gegensatz zu all den großen Propheten des Alten Testaments, die ihre Visionen nach einander erhielten und sie dann in einem Buch gesammelt haben, beschreibt der Apostel Johannes nur eine Vision, die vom Anfang bis zum Ende des Buches durchgeht.
Diese Tatsache müssen wir bei unserer Analyse der Struktur des Buches besonders beachten. Wir dürfen nicht die Struktur der Offenbarung mit der Struktur vom Buch Daniel vergleichen, wie es bei üblichen adventistischen Interpretationen oft in der Vergangenheit gemacht wurde.
Was meine ich damit? In Daniel haben verschiedene Visionen, die in sich abgeschlossen sind und den ganzen Ablauf der Geschichte aufzeigen. Daniel 2 zeigt die Geschichte von Babylon bis zur Wiederkunft Jesu auf. In Daniel 7 haben wir wieder die ganze Geschichte bis zur Wiederkunft. In Daniel 8 und 9 genauso sowie in Daniel 11 und 12. Bei jeder Vision in Daniel wird die Geschichte von Anfang an wieder gezeigt, jedoch mit vertiefenden Symbolen und Details. Man spricht in der Theologie vom Rekapitulationsprinzip.
In der Offenbarung haben wir die 7 Gemeinden, die 7 Siegel, die 7 Posaunen und die 7 Plagen. Wir dürfen nicht wie in Daniel sie alle als Abläufe in der Geschichte von Jesu Himmelsfahrt weg bis zu seiner Wiederkunft sehen. Die Struktur des Textes erlaubt das nicht, wie wir hier sehen werden. Wir können in der Offenbarung nicht das Rekapitulationsprinzip wie im Buch Daniel anwenden, weil die Offenbarung eine Vision ist. Die Wiederkunft wird erst im Kapitel 19 beschrieben und nicht zuvor in den Kapitel 6 bei den Siegeln oder im Kapitel 8-9 bei den Posaunen, wie oft in den Auslegungen geglaubt wird.
Behalten wir diese Einheit der Vision im Buch der Offenbarung fest im Gedächtnis. Das wird uns helfen, die Sequenz und die Abläufe der Tabellen richtig in der Geschichte einzuordnen und zu deuten.
In der Offenbarung lesen wir von Abläufen von Siebenerreihen (das sind Gruppierungen von sieben Elementen):
die 7 Gemeinden
die 7 Siegel
die 7 Posaunen
Ein Zwischenspiel: Die Frau und der Drache
dann die 7 Plagen
das Gericht auf Erden und dann nach der Wiederkunft Jesu das Gericht im Himmel
dann die neue Erde und die Stadt Gottes.
Weil die Offenbarung eine Vision ist, können wir also als These einmal festhalten, dass wir einen Ablauf und eine Chronologie von Ereignissen haben, die vom Kapitel 1 bis Kapitel 22 beschrieben werden.
In dieser Studie über die Struktur werden wir zeigen, dass wir, bedingt durch den Text selbst, einen progressiven Zeitablauf in der Offenbarung haben. Hier zuerst einmal einen kurzen Überblick über diesen Ablauf:
Die 7 Gemeinden, die Zeitepochen der Kirche von Jesus bis zu unserer Zeit sind (Offb.2+3).
Die 7 Siegel des Buches kommen nach der Zeit von Laodizea. Das betont der Text mehrmals in Offb. 4,1. Sie werden von Jesus persönlich geöffnet und bewirken, dass die 7. Gemeinde Laodizea (Offb.3), das laue Volk in der Zeit des Gerichts für die Versiegelung (Offb.7) geläutert wird und für den Dienst der letzten Verkündigung in der Zeit der Teilgerichten (die 7 Posaunen) ausgerüstet wird.
Die 7 Posaunen kommen zeitlich nach den 7 Siegel, denn das Öffnen des 7. Siegels ist nichts anders als der Beginn der 7 Posaunen (Offb.8,1). Bei der 7. Posaune haben wir die Vollendung des Geheimnisses Gottes in seiner Gemeinde. Dabei wird ein 3. Wehe-Ruf ausgerufen, der nicht gleich näher erläutert wird, wie bei den ersten zwei Wehe-Rufe.
Die 3. Wehe bei der 7.Posaunen ist der Beginn der 7 Plagen (Offb. 15+16),
Die 7 Plagen verursachen den Fall von Babylon in drei Teilen (Offb. 17+18), bevor Jesus dann siegreich zurückkommt (Offb.19).
Dann kommt das Millenium, das tausend jährige Reich und Gericht Gottes im Himmel mit den Gläubigen. Danach kommt das Endgericht mit der Vernichtung der Sünde durch Feuer (Offb.20),
Danach kommt die neue Erde und der neue Himmel (Off.21+22),
Mitten in der Offenbarung gewährt uns Jesus einen weiteren Einblick hinten die Kulissen des großen Kampfes zwischen Satan und der Gemeinde, zwischen der Frau und der Schlange wie wir schon in 1.Mose 3,15 lesen können.
Im Kapitel 12 haben wir einen Rückblick über den Kampf.
Im Kapitel 13 sehen wir, wie Satan in dieser Welt seinen Endkampf ausführen wird.
Im Kapitel 14 haben wir die letzte Botschaft der Gemeinde an diese Welt.
Dieser Teil ist mitten in der Offenbarung, denn diese zentrale Botschaft gilt für alle Abläufe der Offenbarung.
Wir erkennen schon jetzt eine einzigartige und wunderbare Struktur in der Offenbarung, die wir jetzt näher anschauen wollen.
An dieser Stelle empfehle ich dem Leser zuerst einmal mehrmals das Buch alleine durch zu lesen. Er wird sich leichter tun, diese Studien zu verstehen und sie anhand der Bibel selbst nachzuvollziehen. Der aufmerksame Leser wird einmal feststellen, dass jeder der oben erwähnten Abschnitte eine Einleitung hat; eine Art Vorwort. Diese Einleitungen unterteilen das Buch in sieben Abschnitte.
Diese Vorworte werden wir noch ausführlicher behandeln. Es ist hier nur wichtig festzuhalten, dass diese Vorworte sieben Abschnitte textlich abgrenzen.